Weil es in Ostwestfalen-Lippe (OWL) noch nicht möglich ist, Klärschlämme gemäß den neuen gesetzlichen Anforderungen zu verbrennen, müssen entsprechende Kapazitäten geschaffen werden. Heute (28. Oktober) wurde in Bielefeld der Grundstein für die erste Anlage in OWL gelegt, die ab 2027 Klärschlämme in Monoverbrennung thermisch verwertet. Aus der daraus entstehenden Asche kann der endliche Rohstoff Phosphor zurückgewonnen werden. Die Anlage sieht pro Jahr eine Verbrennung von bis zu 35.000 Tonnen Klärschlamm (Trockensubstanz) vor.
Knapp 80 Kommunen bzw. kommunale Betriebe aus OWL und Umgebung haben sich 2020 zusammengeschlossen, um eine Lösung für die Entsorgung zu finden. „Wir freuen uns, dass in unserer Region eine Anlage entsteht, die die Entsorgungssicherheit gewährleistet und von Vorteil für Klimaschutz, Kosten und Gebühren ist, da unnötige Klärschlammtransporte vermieden werden“, sagt Dr. Ute Röder, Aufsichtsratsvorsitzende der Klärschlammverwertung OWL GmbH (KSV).
Das Gebäude wird im Südosten des Betriebsgeländes errichtet. Für den Bau der Anlage konnten neben namhaften Anlagenherstellern auch regionale Firmen gewonnen werden. Damit keine Geruchsemissionen in die Umgebung gelangen, wird der Bereich der Klärschlammannahme in einem ständigen Unterdruck gehalten. Die aus dem Bunker abgesaugte Luft wird inklusiv der enthaltenden Gerüche verbrannt.
Thomas Pörtner, Geschäftsführer der MVA Bielefeld, ist von dem Standort überzeugt: „Wir können die Rauchgasreinigungsanlage der MVA für die neue Anlage nutzen und müssen nicht neu bauen. Sie gehört mit ihrem 8-stufigen Reinigungsverfahren zu den besten Deutschlands. Nach der Anbindung wird das hervorragend niedrige Emissions-Niveau weiter sicher eingehalten und auch zukünftig erheblich die Vorgaben der 17. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BlmSchV) unterschreiten.“
Für Lars Helmer, Geschäftsführer der KSV OWL GmbH, ist die Anlage besonders für den Umwelt- und Ressourcenschutz wichtig: „Nur die Monoverbrennung von Klärschlämmen ermöglicht es, den aus kommunalen Abwässern stammenden Phosphor für ein wirtschaftliches Recycling bereitzustellen. Phosphor ist eine endliche Ressource, die aus der bei der Klärschlammverbrennung entstehenden Asche gut zurückgewonnen werden kann.“
Rainer Müller, Geschäftsführer der Stadtwerke Bielefeld, freut sich über die thermische Verwertung: „Durch die Verbrennung der Klärschlämme entsteht wertvolle Energie, die wir künftig für grüne Fernwärme nutzen werden. Mit der Wärme können bis zu 4.400 Haushalte versorgt werden. Die Anlage wird somit nicht nur zur Entsorgung von Klärschlamm beitragen, sondern auch einen wichtigen Teil unserer nachhaltigen Energieversorgung sichern.“ Die Stadtwerke Bielefeld setzen auf eine Wärmewende mit massivem Ausbau von effizienten Nah- und Fernwärmenetzen und auf die Modernisierung des bestehenden Fernwärmenetzes.
Die Klärschlämme sollen in geschlossenen Containern angeliefert werden, so dass die Bevölkerung auch auf dem Weg zur Verbrennungsanlage nicht durch unangenehme Gerüche belästigt wird. „Wir wirken zudem aktiv darauf ein, dass die Anlieferung der Klärschlämme über die Eckendorfer Straße erfolgt und nicht durch die angrenzenden Wohngebiete“, sagt Sarah Greinert, Geschäftsführerin der MVA Bielefeld. Durch die Verbrennung des Klärschlamms sind am Tag maximal 30 LKW mehr zu erwarten. Zur Einordnung: Bisher erreichen die MVA täglich etwa 200 LKW. Insgesamt sind auf der Eckendorfer Straße jeden Tag bis zu 1.500 LKW unterwegs. Somit würde sich der Verkehr lediglich um zwei Prozent erhöhen. Durch die Nähe zur Kläranlage auf der anderen Straßenseite ist der Transportweg für diesen Klärschlamm besonders kurz.
Über den Projektfortschritt wird auf der Website https://www.interargem.de/standorte/owl-ressourcen/bau-und-betrieb informiert.