Als Kai-Uwe Steinbrecher 1993 ins Unternehmen kommt, ist der Öffentliche Nahverkehr ein Bereich der Stadtwerke und erlebt gerade einen ersten Boom. Weil in den Hauptverkehrszeiten die Kapazitätsgrenzen erreicht werden, sind erst kürzlich die neuen Stadtbahnen bestellt worden. 31 Jahre später haben sich die Fahrgastzahlen sogar verdreifacht, hat sich die Stadtbahn zum Rückgrat der Mobilität in einer modernen Großstadt entwickelt – und geht der Technik-Chef des Verkehrsunternehmens moBiel in den Ruhestand.
Wichtige gesellschaftliche Aufgabe
„Von Anfang an habe ich meine Tätigkeit als wichtige gesellschaftliche Aufgabe gesehen. Das war immer Antrieb und Anspruch zugleich“, sagt Kai-Uwe Steinbrecher im Rückblick. Darüber hinaus haben ihn als Ingenieur bis zuletzt die häufig technisch anspruchsvollen Projekte gereizt. „Ich hatte keinen Tag Langeweile.“ Dabei denkt der studierte Elektrotechniker nicht nur an Stadtbahn-Fahrzeuge- und Infrastruktur, sondern auch an die Entwicklung der Bus-Flotte. Ab Ende der 1990er-Jahre betrieb moBiel die ersten Busse mit schwefelfreiem Diesel. „Und ab der Jahrtausendwende haben wir immer die sauberste am Markt verfügbare Abgasreinigungstechnik eingesetzt“: Von den 50 Mild-Hybrid-Bussen, die zwar nicht rein-elektrisch fahren, aber immerhin etwa zehn Prozent Kraftstoff sparen, bis zu den emissionsfreien Brennstoffzellen-Bussen, die nach einem erfolgreichen Pilot-Projekt jetzt in größerer Stückzahl bestellt worden sind.
Aus den Autos in die Stadtbahnen
„Der ÖPNV zahlt schon immer auf die Klimaschutzziele ein“, sagt Kai-Uwe Steinbrecher. „Nicht zuletzt, weil wir die Leute aus den Autos in die Stadtbahnen geholt haben.“ Mit jeder neuen Linie seien die Fahrgastzahlen seit der Stadtbahn-Eröffnung regelrecht explodiert. „Der Ausbau der Linie 3 Richtung Stieghorst hat Mitte der 1990er Jahre für einen Anstieg um 180 Prozent gesorgt.“ Gleiche Effekte seien bei der Verlängerung der Uni-Linie zum Lohmannshof zu beobachten gewesen. „Und wenn die Mobilitätslinie bis Sennestadt fährt, werden wir nochmals einen ähnlichen Schub erleben. Da bin ich ganz sicher und kann nur dafür werben, hier keine Zeit zu verlieren“, sagt Kai-Uwe Steinbrecher mit Erfahrung und Expertise aus mehr als drei Jahrzehnten.
Klimaschutz auf lokaler Ebene
Dieses Fachwissen war 2010 beim Ticket-to-Kyoto-Projekt auch europaweit gefragt, als es um die Verringerung des CO2-Ausstoßes im öffentlichen Nahverkehr ging. „Gemeinsam mit Vertretern aus den Metropolen Paris, Rotterdam, Brüssel und Manchester haben wir damals gezeigt, dass auch das Handeln auf lokaler Ebene wichtig und wertvoll im Kampf gegen den Klimawandel sein kann“, sagt Kai-Uwe Steinbrecher und erinnert an vermeintlich simple Maßnahmen wie das schnellere Schließen von Werkstatt-Toren oder das elektrische Licht nur dann einzuschalten, wenn das Tageslicht nicht ausreicht. Den weitaus größten Erfolg erzielte moBiel dabei mit der Rückgewinnung der Stadtbahn-Bremsenergie. So sparte moBiel allein im Jahr 2014 570 Tonnen CO2 ein.
Nachfolge ist geklärt
Wenn Kai-Uwe Steinbrecher zum 30. Juni das Unternehmen verlässt, steht sein Nachfolger bereits seit geraumer Zeit fest. Arne Petersen ist im März aus Berlin zur moBiel gewechselt und konnte sich als neuer Geschäftsführer Technik an der Seite des jetzt ausscheidenden 65-Jährigen erfolgreich einarbeiten.
Werdegang
bis 1998: Gruppenleiter für den Stadtbahnbereich
bis 2002: Fachbereichsleiter Fahrzeuge
ab 2002: Geschäftsbereichsleiter Technik und Betriebsleiter
Meilensteine
1994: Auslieferung von 20 neuen M8D-Stadtbahnen
1995/1996: Ausbau Stadtbahn-Linie 3 Richtung Stieghorst
1999: Einsatz von Bussen mit schwefelfreiem Diesel
2000: Eröffnung der Stadtbahn-Linie 4 zur Universität
2001: CRT-Filter in Bussen zur Rußpartikel-Reduktion
2010: Ticket-to-Kyoto-Projekt
2011: Auslieferung von 16 neuen Vamos-Stadtbahnen
2018: Einweihung Betriebshof Sennestadt
2019: Einführung von Mild-Hybrid-Bussen
2022: Erprobung von vier Brennstoffzellenbussen
Zahlen und Fakten
1991: 21 Millionen Fahrgäste
1993: 44 Stadtbahnen und 85 Busse
2023: 58 Millionen Fahrgäste
2024: 77 Stadtbahnen und 132 Busse