Sharing is caring: Flexibel und klimafreundlich unterwegs in Bielefeld
Alle reden von der Verkehrswende. Damit sie gelingt, braucht es kreative Ideen. Welchen Beitrag können Sharing-Produkte wie Leihräder und E-Scooter leisten? Wie ist Bielefeld in Sachen Verkehrswende aufgestellt? Und welche neuen Sharing-Produkte gibt es, die man unbedingt mal ausprobieren sollte? Julien Ostkamp, Vertrieb und Mobilitätsmanagement bei der moBiel GmbH, weiß Spannendes zu berichten.
Bereits über 60 Millionen Menschen nutzen in Bielefeld jährlich den Öffentlichen Personennahverkehr (Quelle: https://www.stadtwerke-bielefeld.de/das-unternehmen/gutzuwissen/klimafreundlich-unterwegs/). Trotzdem ist noch Luft nach oben. Zu teuer, zu unflexibel, zu unbequem – das sind oft gehörte Gründe, warum viele Bielefelder:innen weiterhin lieber auf den privaten Pkw setzen. Um mehr Menschen für den ÖPNV zu gewinnen, braucht es einen Mix geeigneter Maßnahmen. Denn die Bedürfnisse der Bürger:innen sind viel zu unterschiedlich, als dass sich Bus und Bahn immer in den persönlichen Alltag integrieren lassen.
Verkehrswende: Mikromobilität macht’s möglich
Was tun, wenn der Weg von der Haustür bis zur nächsten Haltestelle einfach zu weit ist? Oder der Nachtbus gerade nicht fährt? Hier kommt Mikromobilität ins Spiel, damit wird die Fortbewegung mit Kleinst- und Leichtfahrzeugen bezeichnet, die auch elektrisch motorisiert sein können. Dazu zählen zum Beispiel E-Scooter oder E-Tretroller. Auch in Bielefeld wird das Angebot solcher Sharing-Produkte immer größer: „Indem wir unterschiedliche Sharing-Produkte anbieten, möchten wir den unterschiedlichen Ansprüchen der Kunden möglichst gerecht werden“, sagt Julien Ostkamp, Vertrieb und Mobilitätsmanagement bei der moBiel GmbH. „Das kann beispielsweise die letzte Meile von der Haltestelle bis vor die Haustür sein oder auch der Einkauf in die weiter entfernte Stadt.“ Die Verkehrswende sei ein langfristiger Prozess und die Sharing Produkte ein wichtiger Bestandteil, diese zu bewerkstelligen. „Durch Sharing-Produkte kann der motorisierte Individualverkehr dauerhaft reduziert werden“, da ist sich Ostkamp sicher.
Freie Fahrt voraus: meinSiggi-Leihräder und E-Scooter sind heiß begehrt
Das Angebot an sogenannten Sharing-Produkten ist mittlerweile recht umfangreich: „Es gibt zum Beispiel die E-Scooter. Aber auch konventionelle Fahrräder, Pedelecs, eCargo-Bikes, E-Roller wie Alma oder E-Autos werden im Bereich Sharing angeboten.“ Die Räder von meinSiggi sind bei den Bielefelder:innen besonders beliebt: „In 2022 lagen 295.585 Ausleihen vor, in 2023 lag die Zahl bereits bis Oktober bei 289.486 Ausleihen.“ Mit inzwischen insgesamt 650 konventionellen Rädern, den 50 neuen Pedelecs und 25 eCargo-Bikes steht eine große Vielfalt an Radtypen zur Verfügung, die gerne genutzt werden“, so Ostkamp.
Vor allem die neuen eCargo-Bikes füllen eine Lücke, die bisher bestand: „Ob für einen größeren Einkauf oder den Besuch im Getränkemarkt – falls man mal etwas mehr als üblich transportieren muss, ist ein Auto nicht mehr unbedingt notwendig, denn das Zuladungsgewicht der elektrischen Lastenräder beträgt immerhin 80 Kilogramm.“
Alltagstauglich: Für jedes Bedürfnis das richtige Sharing-Produkt
Dass das Ausleihen und Abgeben der Leihräder stadtweit per App an den dafür vorgesehenen Flex-Straßen und Stationen möglich ist, passt perfekt zum Wunsch nach Spontaneität und Flexibilität, der besonders bei jungen Menschen und Tourist:innen hoch ist. „meinSiggi ist ein bedeutender Teil der Radthemen innerhalb der Mobilitätsstrategie der Stadt Bielefeld, die sich zum Ziel gesetzt hat, den motorisierten Individualverkehr bis 2030 auf 25 Prozent zu reduzieren und die Nutzung der umweltfreundlichen Verkehrsmittel auf 75 Prozent zu erhöhen“, erzählt Julien Ostkamp. „Zu den umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zählen öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn aber auch nicht motorisierte Verkehrsträger wie Fußgänger und private oder öffentliche Fahrräder sowie Carsharing.“
Auch die e-Scooter von unserem Kooperationspartner TIER sind heiß begehrt: „Über 40.000 Fahrten von rund 10.000 unterschiedlichen Nutzern werden mit den e-Scootern von TIER jeden Monat in Bielefeld zurückgelegt. Über 800 e-Scooter sind hier insgesamt im Einsatzgebiet unterwegs.“
E-Roller: Ideal für Bewohner:innen von Randgebieten
Sie sind klein, retro und ziemlich leise – mit meineAlma bietet moBiel mittlerweile auch E-Roller-Sharing im Free-Floating-Konzept an. „Aktuell haben wir hier 6.100 registrierte- und verifizierte Nutzer:innen“, sagt Julien Ostkamp. „Es ist interessant zu beobachten, dass das meineAlma-Angebot in Bielefeld häufig von Kund:innen genutzt wird, die in Randgebieten wohnen, in denen es keine gute öffentliche Verkehrsanbindung gibt. Dies deutet für uns darauf hin, dass Sharing-Produkte wie meineAlma dazu beitragen können, die Mobilität in solchen Gebieten zu verbessern.“
Und was ist, wenn mal was kaputt geht? „Die meineAlma Roller haben alle eine Haftpflichtversicherung, die Reparatur von Schäden und Wartungsarbeiten werden durch den Fuhrpark der Stadtwerke Bielefeld durchgeführt“.
Sharing-Produkte: Gleichzeitig Geld und Ressourcen sparen
Die Vorteile von Sharing-Produkten liegen auf der Hand: Ausleihen statt besitzen macht unabhängig und flexibel. Außerdem schonen sie das Klima und wichtige Ressourcen wie Platz, der in Städten meist Mangelware ist: „Durch das gemeinsame Teilen und Nutzen der Mobilitätsprodukte wird ein effizienter Gebrauch gewährleistet und die Fahrzeuge stehen die meiste Zeit nicht ungenutzt in der Garage, dem Keller oder dem Parkplatz herum. Stichwort Nutzenintensivierung“, so Ostkamp.
Aber auch finanziell kann sich die Nutzung lohnen: „Gerade für Personen mit einer unterdurchschnittlichen Fahrleistung macht sich der Umstieg auf Sharing-Produkte positiv im Geldbeutel bemerkbar.“ Denn wer ein privates Auto hat und dieses nur für ein paar Stunden oder Tage nutzt, muss sich trotzdem um Instandhaltung, Reparaturen oder die Versicherung kümmern. Dieses Problem hat man bei der Nutzung von Sharing-Produkten nicht.
Sharing heißt auch caring: Das muss noch besser werden
Berichte über E-Roller, die aus Flüssen oder Bächen gefischt werden müssen, gibt es leider immer wieder. „Sharing-Dienste sind oft anfällig für Vandalismus, bei dem Fahrzeuge beschädigt oder zerstört werden“, sagt Julien Ostkamp. „Dies führt nicht nur zu erheblichen finanziellen Verlusten, sondern kann auch die Verfügbarkeit der Dienste für die Nutzer beeinträchtigen. Hier wäre manchmal ein größerer Respekt vor dem Eigentum anderer, egal ob es ein Auto, Fahrrad oder Roller ist, wünschenswert. Themen wie zum Beispiel Fahrerflucht ärgern schließlich jeden.“
Netiquette für Nutzer:innen: Do`s & Dont’s bei der Nutzung von meinSiggi, Alma & Co.
- Stelle die Fahrzeuge immer nur auf den dafür vorgesehenen Flächen oder Mobilitätsstationen ab. Wo sich diese befinden, siehts du in der jeweiligen App.
- Stelle die Fahrzeuge so ab, dass der nächste Nutzer keine Probleme mit dem Zugang hat.
- Fahre niemals unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen.
- Jeder macht Fehler, zögere nicht einen entstandenen Schaden zu melden, z.B. über die jeweilige App.
- Lege den Helm immer zurück in die Topcase, wenn du deine Alma zurückgibst.