Nachhaltiger Badespaß: Was Bielefelder Bäder für mehr Klimaschutz tun
Ob Wellness, Sport oder Ausflugsziel für die ganze Familie – Schwimmbäder bieten ganzjährigen Badespaß. Sie zu unterhalten, kostet allerdings viel Energie. Und die gilt es zu sparen. Experte Dr. Hans-Jürgen Stern, erklärt, wie das bei den Bielefelder Bädern gelingt.
„Energieeffizienz ist seit langem ein Dauerthema bei uns“, sagt Dr. Hans-Jürgen Stern, Prokurist der Bielefelder Bäder, der mich an diesem bedeckten Donnerstagvormittag im Freibad Schröttinghausen begrüßt. „Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass wir aufgefordert sind, möglichst wirtschaftlich zu arbeiten“. Vom Austauschen der Bestandsbeleuchtung gegen LED über Wassersparmaßnahmen bis hin zur Ausstattung der Dächer mit Photovoltaik – jede noch so kleine Maßnahme spart langfristig Kosten und gleichzeitig CO2.“ Wie das gelingt, lässt sich zum Beispiel im Freibad Schröttinghausen sehen. Hier wird das benachbarte Blockheizkraftwerk der angrenzenden Grundschule Dornberg-Schröttinghausen mitgenutzt, eine Win-Win-Situation, denn die Schule hat im Winter einen besonders hohen Wärmebedarf, während das Freibad vorwiegend im Sommer Wärme benötigt. Auf diese Weise kann die hohe Energieeffizienz des Blockheizkraftwerks komplett ausgenutzt werden.
Viele Bielefelder Bäder setzen auf Sonnenenergie
Darüber hinaus wurde im Jahr 2000 auf dem Dach der Umkleide- und Sanitärräume des Freibads Schröttinghausen eine Photovoltaikanlage zur Erzeugung elektrischer Energie angebracht. Diese hat eine Leistung von 10,5 Kilowatt-Peak (KWp).
Auch auf dem Dach des Sportbads Sennestadt gibt es eine Solaranlage – und das bereits seit Inbetriebnahme. Mit ihren 165 Solarmodule auf einer Gesamtfläche von 225,78 Quadratmetern liefert diese pro Jahr rund 24.000 Kilowattstunden Strom.
„Beim Familienbad Heepen wird die Anlage derzeit ausgetauscht“ erzählt Hans-Jürgen Stern. „Heißt, die Altanlage hat ihre technische Lebensdauer erreicht. Wir nutzen diese Gelegenheit gleichzeitig, um die Photovoltaikfläche auf dem Dach zu vergrößern.“ Außerdem sei geplant, auf dem Dach des Sportbads Aquawede in Brackwede eine PV-Anlage zu installieren.
PVT-Module für das neue Kombibad Jöllenbeck
Beim modernen Kombibad Jöllenbeck, das 2025 öffnen soll, setzen die Stadtwerke Bielefeld auf modernste Technik: „Dort werden wir erstmalig sogenannte PVT-Module verbauen“, so Stern. „Diese Kombination aus Solarthermie und Photovoltaik hat den Vorteil, dass sie effizienter ist, da weniger Fläche für die gleiche Energieausbeute benötigt wird. Allerdings sind diese PVT-Module auch teurer und schwerer als PV-Anlagen.“
Das Problem: Nicht alle Dächer sind fit für Photovoltaik
Den Energiebedarf an heißen Sommertagen einfach mit Sonnenkraft decken – klingt nach einem perfekten Plan, lässt sich jedoch nicht überall umsetzen. „Wir haben alle Dächer der Bielefelder Bäder geprüft“, so Stern. „Denn bevor man PV-Anlagen auf ein Dach setzt, muss man natürlich immer sicherstellen, dass die Statik die Last trägt. Es gibt aber auch Bäder, bei denen das nicht der Fall ist, zum Beispiel beim Ishara, das 2000 in Betrieb ging. Die Planungsphase des Gebäudes fand vorher statt und zu der Zeit war es nicht Usus, dass jedes Dach eine PV-Anlage tragen muss.“
Wohlig warmes Wasser im Ishara – Fernwärme macht’s möglich
Dafür hat das Ishara einen anderen Vorteil: denn aufgrund seiner geografischen Lage kann das Beckenwasser mit der Restwärme aus dem Fernwärmerücklauf der Stadtwerke Bielefeld aufgeheizt werden. „Wir sind so mit die letzte Station im Fernwärme-Kreislauf auf dem Weg zurück zu den Stadtwerken, und zapfen dann den Rücklauf an, der eine Temperatur von rund 50 Grad Celsius hat.“ Auch in Sachen Wassersparen sei das Ishara anderen Bädern voraus: „Wir können hier auch das sogenannte Spülwasser aufbereiten, also das Schmutzwasser, das bei der Reinigung der Wasserfilter entsteht. Im Ishara wird dieses Wasser so aufbereitet, dass es als Frischwasser wieder zurück in den Beckenkreislauf geht. Eine solche Anlage lohnt sich allerdings nur ab bestimmten Wassermengen, also bei großen Bädern, da sonst das Investment zu hoch ist. Daher gibt es sie nur im Ishara.“
Auch das Wiesenbad, das das größte und meistbesuchte Freibad Bielefelds ist, hat einen Standortvorteil, da es ans Fernwärmenetz der Bielefelder Innenstadt angeschlossen ist.
Bielefelder Bäder: Strom sparen mit Solarabsorber-Anlagen
Neben PV- und PVT-Modulen gibt es noch eine weitere Möglichkeit, die Energie der Sonne zu nutzen. Vor allem in Freibädern bieten sich sogenannte Solarabsorber-Anlagen an. „Laienhaft gesagt sind das schwarze Schläuche, die mäandrierend der Sonne ausgesetzt werden, vornehmlich auch auf der Dachfläche“, erklärt Stern. „Dann werden die schwarzen Schläuche mit Beckenwasser gespeist.“ Eine sehr einfache Variante, um das Wasser zu erwärmen, die bereits im Senner Waldbad und im Freibad Gadderbaum genutzt wird. „Frisch projektiert sind auch Anlagen für das Dach des Freibads Dornberg, gegebenenfalls zusammen mit dem Freibad Hillegossen, hier gibt’s hinsichtlich der Statik allerdings noch offene Fragen.“
Nachhaltiger Badespaß: Auch die Gäste sind gefragt
Ob die Besucherinnen und Besucher auch etwas tun können, um die Bielefelder Bäder in Sachen Klimaschutz zu unterstützen? „Ne Menge! Also der ganz alte Hut: Vor dem Baden duschen. Denn je weniger Fremdstoffe ins Becken eingetragen werden, desto weniger muss gefiltert werden. Dadurch werden die Wasserkreisläufe entlastet. Außerdem gilt es, unnötigen persönlichen Wasserverbrauch vermeiden, denn warmes Wasser muss erwärmt werden.“ Und wer die Bielefelder Bäder generell unterstützen möchte, der sollte einfach kommen: „Je mehr Gäste, desto besser, schließlich betreiben wir diesen ganzen Aufwand ja für sie“, sagt Stern lachend. Zum Schluss hat er noch einen Tipp für alle Wasserraten parat, die es weniger trubelig mögen: „Auch mal antizyklisch schwimmen gehen, also nicht nur am Wochenende und bei bestem Badewetter. Dann hat man mit etwas Glück eine Bahn für sich allein.“
So, wie heute, an diesem bedeckten Vormittag. Also, nichts wie rein ins kühle Nass!